Therapie

Die (klinische) Neuropsychologie behandelt Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen, die häufigsten Erkrankungen sind

  • Schlaganfälle
  • Schädel-Hirn-Traumata (z.B. nach Unfällen)
  • Gehirnoperationen (z.B. Tumorentfernung)
  • entzündlichen Erkrankungen des Gehirns, einschließlich Multiple Sklerose
  • Sauerstoffmangelversorgung des Gehirns (z.B. nach Herzstillstand)

Nach der Akutversorgung folgt in den meisten Fällen eine stationäre Rehabilitation. Wenn bei Entlassung weiterhin neuropsychologische Beeinträchtigungen bestehen, wird die ambulante Fortsetzung dieser Therapie notwendig.
Manchmal werden neuropsychologische Störungen während des Reha-Aufenthalts nicht ausreichend wahrgenommen. Der Tagesablauf ist in Reha-Kliniken sehr strukturiert, die Therapeuten begleiten den Patienten in den vielen Aktivitäten. Erst im Alltag zu Hause stellt der Patient dann fest, dass er den Anforderungen nicht gewachsen ist und weitere Hilfe benötigt.
Manchmal kommt es gar nicht zu einem stationären Reha-Aufenthalt, insbesondere wenn die motorischen (körperlichen) Beeinträchtigungen gering sind. Dabei können die neuropsychologischen Beeinträchtigungen erheblich sein und die Rückkehr in den sozialen und beruflichen Alltag behindern.
In all diesen Fällen ist eine ambulante neuropsychologische Therapie sinnvoll.

Grundlage der neuropsychologischen Behandlung ist eine ausführliche Anamnese (Beschwerden, Krankheitsverlauf), eine spezielle Testdiagnostik, die klinische Verhaltensbeobachtung und die Fremdanamnese.
Aufgrund der Ergebnisse aus dieser Eingangsdiagnostik wird mit dem Patienten der weitere Behandlungsplan festgelegt. Dabei werden die familiären/sozialen und die schulischen/beruflichen Anforderungen des Patienten berücksichtigt. Wenn neuropsychologische Vorbefunde, z.B. aus der Reha-Klinik vorliegen, kann auf Teile der Diagnostik verzichtet werden.
Die neuropsychologische Therapie folgt drei Ansatzpunkten:
Restitution, Kompensation und Integration

Restitutive Maßnahmen haben das Ziel der Wiederherstellung oder Verbesserung der beeinträchtigten Hirnfunktion (restitutive Therapie), z.B. spezifischer Aufmerksamkeitskomponenten durch ein gezieltes computergestütztes Training bzw. mit speziellen Übungsaufgaben.

Kompensatorische Maßnahmen beinhalten den Erwerb von Ersatzstrategien mit dem Ziel der Anpassung an die kognitiven Störungen (der Aufmerksamkeit, der Merk- und Planungsfähigkeit), z. B. durch das Erlernen neuer Verarbeitungsstrategien. Kompensatorische Maßnahmen unterstützen den Patienten in der emotionalen Verarbeitung, mit den Folgen der hirnorganisch bedingten Beein-trächtigungen zu leben, z.B. durch Aktivitätsaufbau und Anpassung der eigenen Ansprüche und Erwartungen.

Integrative Maßnahmen haben das Ziel der psychosozialen Anpassung und Reintegration in das soziale / berufliche Umfeld, z. B. mit auf lerntheoretischen Grundlagen basierenden Programmen zum Verhaltensmanagement (z.B. im Umgang mit innerer Unruhe, Pausenmanagement, im Aufbau sozialer Kompetenz), darüber hinaus Planung von Arbeits- und Belastungserprobungen.

Restitutive und kompensatorische Behandlungsverfahren werden Therapeuten bezogen und computergestützt durchgeführt. Hierfür werden wissenschaftlich fundierte Diagnostikverfahren und Therapieprogramme verwendet.
Die verschiedenen Therapieansätze werden bei Bedarf auch miteinander kombiniert.
(vgl. auch Beschlusstext des G-BA vom 24.11.2011, BAnz. Nr. 31, S. 747)

Das Altersspektrum der Patienten reicht vom Kindes-/Jugendlichenalter bis ins hohe Erwachsenenalter.

BehandlerIn

Neuropsychologische Therapie wird von Psychotherapeuten mit einer speziellen Weiterbildung in Neuropsychologie durchgeführt. Diese Kenntnisse werden durch das Zertifikat "Klinische/r Neuropsychologin/-e GNP" oder durch die mit der Berufsbezeichnung "Psychologische/-r Psychotherapeut/-in" verbundene Zusatzbezeichnung "Klinische Neuropsychologie" nachgewiesen.

Dauer und Behandlungsfrequenz der Neuropsychologischen Therapie

Die Dauer einer neuropsychologischen Therapie richtet sich nach Art und Schwere der Erkrankung.
Die Behandlung sollte ein- bis zweimal wöchentlich stattfinden.
Bei schweren Erkrankungen kann die Sitzungsdauer auf 25 Minuten verkürzt werden.